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Wir bringen die Stabsarbeit ins Labor: Grundlagenforschung und Experimente als Beitrag zur Erhöhung der gesellschaftlichen Resilienz

Alles begann mit einer Idee während des OPTSAL-Workshops im Sommer 2021: Die Stabsarbeit muss weiterentwickelt werden.

Es folgten Monate der Ausarbeitung eines Forschungsdesigns unter der Leitung der drei Initiatoren Lennart Landsberg (TH Köln), Dr. Dominic Gißler (Akkon Hochschule) und Dr. Julia Gonschorek (DLR). Dieses wurde in einem einwöchigen Intensiv-Workshop im September 2022 mit 25 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachbereiche und Funktionen der Sicherheit, der Katastrophenhilfe und Forschung am DLR Institut für Optische Sensorsysteme in Berlin erörtert und angepasst. Anschließend stand das Konzept für einen Methodentest zur Beobachtung und Analyse der Stabsarbeit unter Laborbedingungen, welcher vom 31.1.-03.02.2023 in Berlin Adlershof stattfand. Mit diesem Methodentest wurde der Grundstein für die darauf aufbauende Experimentalreihe „Stabsarbeit der Zukunft“ gelegt.

Ausgangspunkt ist einerseits ein Wissensdefizit und Fragestellungen, die schon länger bekannt sind und im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 sichtbar wurden. Andererseits spielt die Verfügbarkeit relativ neuer Technologien für Stäbe eine essentielle Rolle. Herausfordernd ist der ungleiche Entwicklungsstand der Systemelemente von Führungssystemen. Durch das Zusammenwirken von Führungsperson, Techniken, Methoden, Technologien, Inhalten und der Aufbau- und Ablauforganisation kann dies dazu führen, dass das Funktionieren des Stabes selbst, also die grundlegende Führungsleistung, eingeschränkt ist. Resultierend daraus werden die Möglichkeiten von Technologien oder Entwicklungspotenziale von Führungspersonen ggf. nicht ausgeschöpft

Das Ziel soll sein, fundierte Erkenntnisse zu gewinnen, wie die zivile Stabsarbeit im Bereich von Gefahrenabwehr und Krisenmanagement leistungsfähig gestaltet werden kann und dadurch die Einsatzführung mit Stäben im Bevölkerungsschutz weiterzuentwickeln.

Das Streben nach gesellschaftlicher Resilienz

Stäbe gibt es in vielen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie in privatwirtschaftlichen Organisationen oder Verwaltungen. Hierbei handelt es sich um ein Gremium, welches die Führungsleitung in Einsatz- oder Krisenfällen durch Aufgabenteilung unterstützt. Im Bereich Sicherheit und Katastrophenschutz ist ein funktionierender Stab ausschlaggebend für den Verlauf von Einsätzen in Krisen- und Notfallszenarien.

Kommt es während der Leitung eines Einsatzes zu einem erhöhten Führungsbedarf, kann ein Stab zur Führungsunterstützung gebildet werden. Dieser umfasst Personen, die für die Beratung, Entscheidung und Umsetzung eines Einsatzes durch Feuerwehr, Polizei, Katastrophenhilfe und anderen Hilfsorganisationen verantwortlich ist. Die Herausforderung besteht besonders in der Zusammenarbeit und Einteilung von Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnissen, die über die eigenen Organisationsgrenzen hinaus gehen.

Die Stabsarbeit stellt folglich ein zentrales Element dar, um die Eckpfeiler unserer Gesellschaft, wie beispielsweise die Versorgung von Gütern, der Gesundheit und des Rechtswesens bei Großschadenslagen und Katastrophen aufrechtzuerhalten. In den vergangenen Jahren wurde die vielfältigen Herausforderungen, mit denen Stäbe konfrontiert sind, beispielsweise während der Corona-Pandemie, der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal und zahlreichen Vegetationsbränden, sichtbar. Um darauf auch künftig adäquat vorbereitet zu sein und auf Veränderungen reagieren zu können, müssen Prozesse stetig beobachtet, optimiert und angepasst werden.

Die Stabsarbeit im Labor

Die Stabsarbeit soll weiterentwickelt werden. „Sowohl infrastrukturell als auch personell handelt es sich hierbei um ein Projekt, das es so in Deutschland noch nicht gab.“ meint Dr. Julia Gonschorek, Leiterin des Helmholtz Innovation Lab OPTSAL am DLR-Institut für Optische Sensorsysteme. Allgemein ist das Forschungsfeld im Bereich Stabsarbeit noch kein breites. „Unsere Erkenntnisse sollen ein Fundament bieten, um Stabsarbeit neu zu betrachten. Das kann nicht alleine bewältigt werden. Es braucht die Zusammenarbeit aus allen Anwendergruppen, aus der Forschung, der Entwicklung und der Unternehmen, um die die Stabsarbeit gemeinsam taktisch, organisatorisch und strategisch weiterentwickeln zu können“. Und diese Zusammenarbeit gibt es bereits: Im ersten Intensiv-Workshop im September 2022 kamen am DLR in Berlin über 25 Teilnehmende aus den Bereichen Katastrophenschutz, Wissenschaft, Polizei, Feuerwehr und Industrie zusammen. In unterschiedlichen Arbeitsgruppen wurde die Durchführbarkeit der Forschungsarbeit diskutiert und das Design für einen Methodentest der späteren Experimentalreihe aufgesetzt. Bereits im Januar 2023 wurde dieser Testlauf mit mehr als 40 Beteiligten durchgeführt.

Unterstützt wird das Vorhaben von einer Vielzahl an Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie Forschenden und Unternehmen. Darüber hinaus halfen bei der Realisierung des Methodentests die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie die Eurocommand GmbH.

Und was ist die Motivation des Innovation Lab OPTSAL als eine der drei treibenden Kräfte?

„Heute befinden sich zahlreiche Technologien zur Lageerfassung im Einsatz. Sie produzieren Unmengen an heterogenen Daten und Informationen, die von der Führung binnen kürzester Zeit analysiert und bewertet werden müssen.“, so Dr. Julia Gonschorek. „Es ist in unserem Interesse, den Einsatz unserer optischen Technologien für Industrie und Endnutzer intuitiv und komfortabel zu gestalten. Dies ist ein wesentliches Merkmal unserer Transferaktivitäten im Innovation Lab OPTSAL. Das Experiment hat unserer Ansicht nach das Potenzial, das Erfahrungswissen aus den vielen operativen Einsätzen mit luftgestützten Echtzeit-Lageaufklärung wissenschaftlich fundiert zu erweitern und den Fokus künftiger Entwicklungsarbeiten weiter zu schärfen.“

Stabsarbeit der Zukunft_Experiment (SDZ_E).